Foto: Hans Peter Mürz
Die Orgel der Pfarrkirche St. Hildegard wurde 1933 von der Firma Gebrüder Späth in Ennetach-Mengen (Württemberg) errichtet. Das Werk umfasste 50 klingende Register, verteilt auf drei Manuale und Pedal mit einer Spielanlage, die in Form der elektropneumatischen Kegelladentraktur ausgeführt war. Der Prospekt wurde in Zusammenarbeit mit dem Architekten der Kirche, Herrn Prof. Boßlet, entworfen und fügt sich harmonisch in die gesamte Raumgestaltung der Kirche ein.
Klanglich war das Instrument im Sinne der damaligen Zeit durch die Vielzahl der Grundstimmen romantisch geprägt. Eine weitere Besonderheit bildeten die reich ausgebauten Zungenstimmen im Schwellwerk, die das Klangspektrum um den Bereich der französischen Romantik erweiterten. In der Festschrift zur Einweihung der Orgel im September 1933 hieß es: „Durch den wohl abgewogenen Aufbau der Klangskala und feines Einfühlen in die akustische Raumseele hat es der Erbauer verstanden vom zartesten Pianissimo bis zum mächtigsten Fortissimo einen Klangkörper zu schaffen, der mit Farbe, mit silbernem Schimmer und brausender Kraft den Hörer in seinen Bann zieht“.
Ende der sechziger Jahre empfand man das Klangbild als „dumpf, oberton und Aliquoten arm“ [sic!], wie es in einem Kostenvoranschlag der Firma Mayer zur Generalüberholung der Orgel hieß. Diese Arbeiten wurden dann im Jahre 1978 durchgeführt, in deren Verlauf durch Austausch und Stilllegung einiger Register der Klang der Orgel dem Zeitgeschmack entsprechend „aufgehellt“ wurde, was letztlich zu einem völlig anderen Klangbild führte.
Anfang der neunziger Jahre empfand man diese klanglichen „Aufhellungen“ als unausgewogen, und es entstand auf Initiative des jetzigen Kantors Christian von Blohn der Plan, die Disposition und Intonation wieder in den ursprünglichen Zustand zurückzuführen, um das Instrument als wichtiges Klangdokument seiner Entstehungszeit zu erhalten.
Dieses Vorhaben wurde in drei Bauabschnitten von 1995 bis heute von der Orgelbaufirma Mayer, Heusweiler, realisiert. Durch Rückführung und Rekonstruktion einiger Register wurde die ursprüngliche Disposition wieder hergestellt. Gleichzeitig wurden die klanglichen Möglichkeiten durch Ergänzungen, wie den Einbau eines Chamadenwerks, des Glockenspiels, der beiden 32’-Register und des IV. Manuals erweitert, ohne den historischen Klangcharakter zu verändern. Die technische Spielanlage wurde durch den Einbau einer elektronischen Setzeranlage mit 3072 Kombinationen modernisiert.
Somit erklingt dieses wertvolle Instrument wieder in seiner ursprünglichen Schönheit, während der Liturgie zur Ehre Gottes und in den Konzerten zur Freude der Besucher.